Grippe

Grippe (Influenza, „echte“ Grippe): Infektion, hervorgerufen durch das Influenzavirus (Myxovirus influenzae) A, B oder C (mit zahlreichen Subtypen). In 80 % der Fälle zeigen sich keine oder nur leichte Erkältungsbeschwerden. Ansonsten beginnt eine „echte“ Grippe plötzlich und heftig mit hohem Fieber, ausgeprägtem Krankheitsgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen, Schnupfen, Halsschmerzen und trockenem Husten. Gefährlich ist die Grippe für Personen mit geschwächtem Immunsystem, für ältere Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen. Sie machen das Gros der jährlichen 5 000–8 000 Grippetodesfälle in Deutschland aus.

Leitbeschwerden

  • Plötzlicher Krankheitsbeginn mit Frösteln
  • Rasch auftretendes Fieber (über 38,5 °C)
  • Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen
  • Müdigkeit, starkes Krankheitsgefühl
  • Husten mit keinem oder wenig Auswurf
  • Manchmal Schnupfen, Halsschmerzen

Wann zum Arzt

Am selben Tag, wenn das hohe Fieber länger als 2–3 Tage anhält oder nach Abfall der Temperatur erneut ansteigt (bakterielle Zweitinfektion).

Die Erkrankung

Influenzaviren werden hauptsächlich beim Husten, Niesen oder Sprechen freigesetzt und von anderen Menschen eingeatmet. Ansteckend ist eine Grippe schon 24 Stunden vor Auftreten der Beschwerden und bleibt es fünf bis sieben Tage nach Erkrankungsbeginn. Das klinische Bild einer Influenzaerkrankung reicht von unbemerkter Infektion bis zu einem schwersten Verlauf mit tödlichem Ausgang. 1–3 Tage nach Ansteckung treten die klassischen Beschwerden der Grippe auf: plötzlicher Beginn mit hohem Fieber (mehr als 38,5 °C), Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, zunächst trocken-schmerzhafter Husten, Schnupfen und starkes Krankheitsgefühl. Neben den geschilderten Beschwerden können auch Halsschmerzen, Lichtscheu oder Bindehautentzündungen auftreten. Das Fieber hält meist 2–3 Tage an. (Wenn es nach Temperaturabfall erneut ansteigt, kann eine zusätzliche Infektion mit anderen Erregern – meist Bakterien – vorliegen.)

Gefährliche Komplikationen sind die Influenzapneumonie (Grippelungenentzündung) und Entzündungen des Herzmuskels oder des Gehirns, die sogar tödlich enden können. Ausgedehnte Schädigungen der Schleimhäute durch die Viren führen teilweise zu zusätzlichen bakteriellen Lungenentzündungen. Der infektbedingte Blutdruckabfall kann vor allem beim Aufstehen zu Schwindel und Schwarzwerden vor Augen führen. Nach einer Grippe halten die Müdigkeit und Schwäche zum Teil wochenlang an; die Genesung ist typischerweise verzögert. Komplikationen können auch bei sonst gesunden Erwachsenen auftreten, betreffen aber vor allem Menschen mit Grundkrankheiten wie chronischen Herz- oder Lungenerkrankungen, Diabetes, Immundefekten sowie Kinder bis 4 Jahre oder Erwachsene über 65 Jahre.

Das macht der Arzt

Während einer Grippewelle fällt dem Arzt die Diagnose durch die typischen Grippebeschwerden mit plötzlichem Erkrankungsbeginn, Schüttelfrost, hohem Fieber, trockenem Husten, Muskel- und Kopfschmerzen sehr leicht. Mit dem Influenza-Schnelltest kann aus Nasensekret und aus Abstrichen der Rachenschleimhaut die Diagnose gesichert werden. Dies kommt insbesondere bei diagnostischer Unsicherheit oder vor einer geplanten antiviralen Therapie infrage. Röntgenaufnahmen werden bei Verdacht auf Lungenentzündung angefertigt.

Bei einem unkomplizierten Verlauf bei ansonsten gesunden Erwachsenen reicht es, die Beschwerden zu lindern (Schmerzmittel, eventuell Fiebersenkung) und auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Bei schlechtem Allgemeinzustand wird die Behandlung im Krankenhaus notwendig. Kommt es zusätzlich zu einer bakteriellen Zweitinfektion, werden Antibiotika zur Behandlung eingesetzt. Ein vorbeugender Einsatz von Antibiotika kann bei Risikopatienten (z. B. immungeschwächten Menschen) sinnvoll sein, um eine bakterielle Zweitinfektion zu verhindern.

Medikamentöse Therapie. Als Medikamente, die speziell gegen das Influenza-Virus wirken, kann der Arzt Neuraminidasehemmer (Zanamivir, z. B. Relenza®, und Oseltamivir, z. B. Tamiflu®) verschreiben, die gleichwertig sind und entweder als Kapsel oder Lösung (Oseltamivir) oder als Inhalation (Zanamivir) verabreicht werden.

Wenn Neuraminidasehemmer bis spätestens 48 Stunden nach Krankheitsbeginn eingenommen werden, können sie die Dauer der Grippe bei zuvor gesunden Erwachsenen um etwa einen Tag verkürzen. Dieser Effekt ist aber genauso wie ein weiterer, nämlich die Verhütung von Komplikationen der unteren Atemwege wie die erwähnte Influenzapneumonie, umstritten. Bei Kindern sind Neuramidasehemmer leider nur wenig wirksam (die Gründe sind unbekannt).

Nebenwirkungen von Neuraminidasehemmern sind Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen, gelegentlich grippeähnliche Symptome oder asthmatische Beschwerden. Sehr selten treten allergische Reaktionen, Leberfunktionsstörungen oder neurologische Störungen (Schlaflosigkeit, Nervosität) auf.

Selbsthilfe und Komplementärmedizin

Siehe Tipps bei Schnupfen und Erkältung.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung wird die jährliche Grippeschutzimpfung empfohlen, die vorzugsweise im Oktober stattfinden sollte. Im Falle einer drohenden Epidemie kann die Impfung auch noch später nachgeholt werden. Die Impfung verhindert den Ausbruch der Erkrankung bei gesunden Menschen zu 75–80 %.

Die ständige Impfkommission STIKO empfiehlt die Grippeschutzimpfung:

  • Personen über 60 Jahre
  • Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit chronischen Krankheiten von Herz, Lunge, Leber, Niere, Diabetes oder Immundefekten
  • Schwangeren
  • Medizinischem Personal
  • Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr
  • Allen Personen, wenn eine Epidemie droht oder eine neue Erregervariante zu erwarten ist und der Impfstoff die neue Variante enthält.

Einer aktuellen Studie zufolge schützt die Grippe-Impfung auch vor einem Herzinfarkt. Davon profitieren sowohl Herzpatienten als auch Gesunde. Demnach sank bei geimpften Personen über 40 Jahren das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden um 20 Prozent.

Als weitere Vorsorgemaßnahme sollten ungeimpfte Personen kleinen Kindern, Schwangeren, Grippekranken und Abwehrgeschwächten fernbleiben, also deren Nähe und erst Recht den Hände- und Hautkontakt strikt meiden.

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Grippeimpfung.