Altersschwerhörigkeit

Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis): Altersabhängige, aber nicht zwangsläufig auftretende beidseitige Innenohrschwerhörigkeit bei Personen über 50 Jahren. Mit 90 Jahren sind 90 % betroffen. Charakteristischerweise gehen zunächst die hohen Frequenzen verloren. Noch stärker als das Tongehör ist das Sprachverstehen beeinträchtigt, vor allem wenn sich mehrere Personen gleichzeitig unterhalten. Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen.

Leitbeschwerden

  • Probleme beim Sprachverstehen, vor allem bei Hintergrundgeräuschen
  • Verstärkte Lärmempfindlichkeit
  • Eventuell Tinnitus

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn das Sprachverstehen nachlässt.

Die Erkrankung

Altersschwerhörigkeit entwickelt sich in der Regel allmählich, tritt jedoch wie die Alterssichtigkeit längst nicht bei allen Menschen auf. Erste Anzeichen sind bereits im vierten Lebensjahrzehnt möglich. Ab dem fünften Lebensjahrzehnt nimmt das Beschwerdebild deutlich zu. So leidet in der Gruppe der über 65-Jährigen etwa die Hälfte der Männer und ein Viertel der Frauen unter Altersschwerhörigkeit.

Anfangs können die Betroffenen andere Personen im Gespräch schlecht verstehen, besonders bei starken Hintergrundgeräuschen. Des Weiteren kommt es zu einer Abnahme des Schallempfindens, was zuerst die hohen Töne betrifft und später auch die tieferen. Paradoxerweise tritt gleichzeitig eine Lärmüberempfindlichkeit auf („Kind, schrei nicht so, ich bin doch nicht schwerhörig!“), wodurch laute Geräusche und Lärm als äußerst unangenehm empfunden werden. Die Altersschwerhörigkeit verschlechtert sich in aller Regel mit zunehmendem Alter; Ausmaß und zeitlicher Verlauf sind jedoch individuell verschieden und nicht vorhersehbar.

Die Ursachen sind bisher nicht eindeutig geklärt. Vermutet wird eine Kombination verschiedener im Lebensverlauf auftretender körperlicher Veränderungen und äußerer Einflüsse. Dazu gehören normale Alterungsvorgänge des Körpers wie Ablagerungen von Stoffwechselprodukten in Zellen oder Elastizitätsverluste bestimmter Gewebe. Wahrscheinlich spielt auch erbliche Veranlagung eine gewisse Rolle. Hinzu kommt eine lebenslange Anhäufung verschiedener das Gehör schädigender Ereignisse, wie dauerhafte Lärmbelästigung, Genussmittel, Umweltgifte und Mittelohrerkrankungen.

Das macht der Arzt

Der Arzt beurteilt das Ausmaß des eingeschränkten Hörens von Tönen und Sprache anhand verschiedener Hörtests (Tonaudiogramm und Sprachaudiogramm). Medikamentöse oder operative Behandlungsmaßnahmen gibt es nicht. In vielen Fällen ist die Versorgung mit einem Hörgerät die einzig sinnvolle Behandlung.

In der Bundesrepublik beteiligen sich die gesetzlichen Krankenkassen mit einem Festbetrag von derzeit 421,28 Euro an den Kosten eines Hörgeräts für das erste Ohr und 337,02 Euro für das zweite. Für diesen Preis sind jedoch – wenn überhaupt – nur sehr einfache Geräte erhältlich, ein modernes digitales Hörgerät kostet eher 1 000–2 000 Euro pro Ohr. Nur bei zwingenden medizinischen Indikationen übernehmen die Kassen höhere Kosten. Bei Berufstätigen können öffentliche Einrichtungen wie das Arbeitsamt, die Rentenversicherungsanstalt oder Landeswohlfahrtsverbände das Hörgerät als Arbeitshilfsmittel oder zur Teilnahme am Berufsleben bezuschussen.

Zusätzlich zum Festzuschuss bezahlt die Kasse dem Hörgeräteakustiker, der das Hörgerät anpasst, sechs Jahre lang eine Reparaturpauschale, in der die Anpassung, Beratung und kleinere Instandhaltungsarbeiten enthalten sind.

Vorsorge

Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass lebenslanges Musizieren dem altersbedingten Gehörverlust vorbeugt. Denn auf welche Weise ein Leben lang Geräusche aufgenommen werden, wirkt sich stark auf das Nervensystem aus. Musikalische Menschen haben eine bessere Hör- und Sprachfähigkeit und können in lauter Umgebung besser kommunizieren. Wer schon im Kindesalter musiziert, ist im Vorteil. Doch auch im hohen Lebensalter ist es nicht zu spät, damit zu beginnen. Ein intensives Musiktraining kann auch hier noch das Hör- und Sprachvermögen verbessern.