Krampfadern

Krampfadern (Varikosis, Varikose, Varizen): Sichtbare, oberflächlich unter der Haut verlaufende, krankhaft erweiterte Venen, zum Teil geschlängelt mit knotigen Aussackungen.

Krampfadern treten überwiegend an den Beinen auf und werden meist um das 30. Lebensjahr erstmals bemerkt. Frauen sind dreimal so häufig betroffen wie Männer. Krampfadern sind eine Volkskrankheit, von der mehr als 30 % der Erwachsenen betroffen sind.

Leitbeschwerden

  • Kosmetisch störende Besenreiser und Krampfadern
  • Müde, schwere Beine
  • Schwellungsgefühl, Kribbeln, Jucken und Schmerzen in den Beinen
  • Beschwerdezunahme nach langem Stehen oder Sitzen und bei Hitze, Besserung der Beschwerden beim Hochlegen der Beine (genau umgekehrt ist es bei der pAVK)
  • Abendliche Schwellung der Fußknöchel
  • Nächtliche Wadenkrämpfe

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn zunehmend schwere Beine, Spannungsgefühl und Knöchelschwellungen nach längerem Stehen auffallen.

Die Erkrankung

Wenn sich die oberflächlichen Venen im Alter aufgrund des Elastizitätsverlusts der Gefäßwände erweitern und dadurch die Venenklappen undicht werden, entwickeln sich schleichend über Jahre hinweg Krampfadern. Dies geschieht zum Großteil aufgrund erblicher Veranlagung, wird aber durch langes Stehen oder Sitzen, Bewegungsmangel, Schwangerschaften und starkes Übergewicht begünstigt (primäre Varikose).

Daneben können Krampfadern auch Umgehungskreisläufe bei Abflusshindernissen (z. B. beim postthrombotischen Syndrom) im tiefen Venensystem bilden (sekundäre Varikose).

Die oberflächlichen Venen können sich fingerdick erweitern oder netzartig ausbreiten oder sich als Besenreiservarizen spinnwebenartig flächig ausbilden. Sie treten bevorzugt an der Innenseite von Ober- und Unterschenkel sowie an der Rückseite des Unterschenkels auf.

Der gestörte Blutabfluss, der das Gefühl gespannter, schwerer, müder Beine verursacht, ist zunächst nur auf das oberflächliche Venensystem beschränkt. Werden auch die Perforansvenen von den degenerativen Veränderungen erfasst, kann Blut zwischen oberflächlichem und tieferem Venensystem zirkulieren, anstatt Richtung Herz abzufließen. In fortgeschrittenem Stadium führt der gestörte venöse Blutabfluss dazu, dass sich jetzt auch die tiefen Beinvenen erweitern und ihre Klappen undicht werden. Es droht eine chronisch venöse Insuffizienz, die auch als Endstadium oder Folgeschaden der tiefen Venenthrombose auftritt.

Ziel der Behandlung von Krampfadern ist, neben der Beschwerdelinderung oder der Beendigung wiederholter Krampfaderblutungen oder -entzündungen, auch die Ausweitung des Krankheitsverlaufs auf das tiefe Venensystem zu verhindern.

Wenn eine Krampfader zu bluten beginnt (Varizenruptur, Venenruptur), droht erheblicher Blutverlust. Legen Sie deshalb das Bein hoch und drücken Sie die blutende Vene mit einer Wundauflage ab, bis die Blutung zum Stehen kommt. Ein anschließender Druckverband verhindert eine Nachblutung. Er muss bis zum Verheilen der Wunde regelmäßig erneuert werden. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob eine Operation oder Verödung der Vene zweckmäßig ist. Wiederholt blutende Krampfadern entziehen dem Körper durch den Blutverlust nicht nur viel Eisen, sondern können auch zum Ausgangspunkt schlecht heilender Wunden mit schweren Infektionen (offenes Bein) werden.

Das macht der Arzt

Die Untersuchung der Beine im Stehen zeigt, welche oberflächlichen Venenabschnitte erweitert sind. Mit Ultraschall (Doppler- und Duplexsonografie) wird der Blutfluss in den Venen, die Dichtigkeit der Venenklappen und die Durchgängigkeit des tiefen Venensystems geprüft. Darüber hinaus wird nach Zeichen der fortgeschrittenen chronisch venösen Insuffizienz wie Ödemen und Hautveränderungen gesucht. Eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel ist nicht notwendig.

Eine Heilung der Krampfadern ist nicht möglich, da keine wirksamen Medikamente zur Verfügung stehen. Somit bleiben lediglich die Möglichkeiten, die Krampfadern durch einen operativen Eingriff zu beseitigen oder den normalen Blutfluss in den Krampfadern durch einen dauerhaften Druck (Kompression) von außen zu unterstützen.

Kompressionsbehandlung. Für die Kompressionsbehandlung gibt es Strümpfe der Kompressionsklassen I (leichte) bis IV (sehr starke Kompression). Stützstrümpfe entsprechen der Kompressionsklasse I, sie sind eine Hilfe bei schweren, müden Beinen und gering ausgebildeten Krampfadern. Bei fortgeschrittenen Krampfadern mit Schwellungsneigung sind Kompressionsstrümpfe der Kompressionsklasse II erforderlich, um das Zurückfließen des Bluts durch undichte Venenklappen zu verhindern. Damit wird dem Fortschreiten der Krampfaderbildung sowie Entzündungen, Blutungen und offenen Hautstellen vorgebeugt. Auch nach einer Venenoperation wird der anhaltende Operationserfolg durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen unterstützt. Kompressionsstrümpfe der Kompressionsklassen III und IV sind in Ausnahmefällen bei schwerer chronischer venöser Insuffizienz angezeigt.

Operative Behandlung. Operative Maßnahmen können Krampfadern beseitigen oder dauerhaft verschließen. Kleine Krampfadern werden durch Lasertherapie oder Verödung (Sklerosierung) behandelt, zur Entfernung kleinerer Besenreiser. Hierbei wird durch Hitze oder in die Vene gespritztes Venenverödungsmittel die Intima zerstört und so eine künstliche Entzündung provoziert. Die Vene verschließt sich dadurch und ein bindegewebiger Umbau folgt.

Bei größeren Venen führt diese Methode zu keinem andauernden Erfolg. Sie ist auch mit der Gefahr verbunden, dass das Verödungsmittel in das tiefe Venensystem fließt und dort eine Thrombose auslöst. In diesem Fall werden die erweiterten Venen besser teilweise oder vollständig operativ entfernt (Stripping) und die Perforansvenen unterbunden, so dass kein Blut mehr vom tiefen ins oberflächliche Venensystem gelangen kann. Nach einem operativen Eingriff bilden sich in ~ 5 % der Fälle erneut Krampfadern. Dies liegt unter anderem daran, dass die angeborene Veranlagung zur Krampfaderbildung fortbesteht.

Das Stripping hat gegenüber der Lasertherapie einen entscheidenden Vorteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass  nach der Behandlung die Krampfadern wiederkommen, ist deutlich geringer. Eine Studie von 2011 hat gezeigt, dass bei 18 % der mit Laser behandelten Personen die Krampfadern wiederkamen. Bei der Stripping-Methode war dies nur bei 1,3 % der Patienten der Fall.

Sind die Krampfadern nicht nur ein kosmetisches Problem, so werden die Kosten für die Entfernung voll von den Kassen übernommen.

Stripping

Die am häufigsten vorgenommene Operation zur Entfernung von Krampfadern ist das Stripping, bei dem der Gefäßchirurg die betroffenen Abschnitte der geschädigten Vene herauszieht. Dieser Eingriff wird meist ambulant und unter örtlicher Betäubung durchgeführt und dauert 30 Minuten bis eine Stunde. Die Behandlung wird von den gesetzlichen Krankenkassen ohne Einschränkung bezahlt.

Zu Beginn des Eingriffs bindet der Chirurg die Vene oberhalb des geschädigten Bereiches nahe der Verbindungsstelle zwischen oberflächlicher und tiefer Beinvene ab. Am Oberschenkel liegt diese Stelle in der Leiste, am Unterschenkel in der Kniekehle. Anschließend durchtrennt er das Gefäß unterhalb der Krampfader.

Um das Gefäß aus dem Bein zu ziehen, schiebt er nun einen Draht mit einer Sonde von unten durch den gelösten Abschnitt. Oben angekommen, befestigt er beim klassischen Stripping am Ende einen Metallknopf und zieht dann die Sonde mitsamt der Vene aus dem Bein. In den vergangenen Jahren wurde eine Vielzahl schonenderer Verfahren entwickelt, bei denen meistens kleinere Schnitte und verbesserte Sonden eingesetzt werden. Beim invaginierenden Venenstripping beispielsweise wird der obere Venenabschnitt am Sondenkopf festgeschnürt, so dass sich die Vene beim Herausziehen nach innen stülpt, und beim Pin-Stripping wird eine besonders feine Sonde benutzt. Ein sehr schonendes Verfahren ist das Kryo-Stripping, Dabei wird das betroffene Venenstück mit Hilfe einer Kältesonde vereist.

Gesunde Venensegmente werden belassen, damit für eine möglicherweise später erforderliche Bypassoperation noch Material verfügbar ist. Abschließend verknotet der Operateur die nun funktionslosen bzw. ebenfalls betroffenen Perforansvenen (sie werden – medizinisch gesprochen – unterbunden).

Trotz aller Vorsicht beschädigt das Stripping immer kleine Seitenäste der Vene, Lymphgefäße und feine Nervenfasern. Oft bilden sich nach dem Eingriff große Blutergüsse. Bereits am Tag nach dem Eingriff beginnt die Bewegungstherapie, die einen entscheidenden Beitrag zur Heilung leistet. Die ersten ein bis zwei Wochen nach der Operation bleibt der Patient noch krankgeschrieben. Um die Heilung zu beschleunigen und Blutungen zu verhindern, muss er zudem für etwa drei Monate Kompressionsstrümpfe der Klasse II tragen.

Selbsthilfe und Komplementärmedizin

Schuhwerk. Tragen Sie flache, bequeme Schuhe, die die natürliche Abrollbewegung beim Gehen zulassen und dadurch die Muskelvenenpumpe aktivieren. Tragen Sie bei Senkspreizfüßen Einlagen (orthopädische Hilfsmittel). Bevorzugen Sie beim Schuhwerk offene Schuhe und Sandalen, die Luft an Ihre Füße lassen. Gefütterte Winterschuhe sollten Sie am Arbeitsplatz wechseln, denn auch sie fördern die abendlichen schweren Beine.

Training. Neben einer Kompressionsbehandlung (Selbsthilfe-Tipps finden Sie bei der chronisch venösen Insuffizienz) ist viel Bewegung und wenig Sitzen oder Stehen gut für die Venen. Nehmen Sie sich Zeit für eine tägliche Venengymnastik, beispielsweise zehn Minuten die Beine an die Wand hochlegen, Heben, Senken und Krallen der Zehen, Kreisen und Wippen der Fußspitzen, im Stehen abwechselnd Zehen- und Fersenstand. Viele dieser Übungen sind auch tagsüber während der Arbeit oder beim Sitzen am Schreibtisch möglich. Ungünstig sind das Übereinanderschlagen oder Baumelnlassen der Beine sowie große Kraftanstrengungen mit hohem Pressdruck, z. B. beim schweren Heben. Nutzen Sie jede Gelegenheit, Ihre Beine hochzulegen. Wenn Sie längere Zeit sitzen müssen (Langstreckenflug, weite Autofahrten usw.) benutzen Sie immer wieder die Muskelpumpe (Zehen zur Nase ziehen, auf den Fersen wippen) oder gehen Sie nach Möglichkeit zwischendurch einige Schritte. Günstig sind Aktivitäten wie Laufen, Wandern, Schwimmen, Radfahren, Tanzen, Skilanglauf. Venen sind auf eine gut trainierte Beinmuskulatur angewiesen.

Kneipp-Anwendungen. Kneipp-Wassertreten und Wechselduschen der Beine mit kaltem und warmem Wasser vom Fuß bis zur Leiste lindern die Beschwerden, wobei kaltes Wasser den Abschluss bilden muss. Reiben Sie danach Füße und Beine mit einer Hautpflegecreme ein.

Hitze ist Gift für die Venen. Meiden Sie daher Solarien, Sonnenbäder, heiße Vollbäder und tropische Hitze. Auf Saunagänge brauchen Sie nicht zu verzichten, wenn Sie bei den Kaltphasen nach dem Saunagang Ihre Beine nicht vergessen – kalte Güsse tun den Venen gut und viele Betroffene finden auch minutenlange eiskalte Fußbäder erfrischend. Alternativ können Sie Fußwechselbäder probieren. Füllen Sie einen Bottich mit ganz kaltem und einen mit möglichst heißem Wasser. Stellen Sie die Füße abwechselnd in je einen Bottich. In der Sauna sollten Sie die Füße stets hochlegen.

Schlafen. Bei nächtlichen Wadenkrämpfen wirkt der gezielte Entzug von Wärme oft Wunder. Im Winter reicht manchmal schon das Querlegen der Bettdecken, so dass die Beine offen liegen (frieren die Zehen, so können Socken helfen). Im Hochsommer hilft ein nasses und wieder ausgewrungenes Badetuch, das in Unterschenkelhöhe auf die Matratze gelegt wird. Auch eine kurze kalte Beindusche kann die Wadenkrämpfe stoppen, ebenso wie ein Glas magnesiumhaltiges Mineralwasser.

Pflanzenheilkunde. Frei verkäufliche Venenmittel wie Rosskastaniensamen-Extrakte (z. B. Venalot novo Depot® Retardkapseln oder Venostasin N®-Salbe zur äußerlichen Anwendung) haben insgesamt nur eine minimale Wirkung auf die Schwellungsneigung bei Krampfadern und können deshalb eine Kompressionsbehandlung nur unterstützen, aber nicht ersetzen.