Neurodermitis

Neurodermitis (atopisches Ekzem, endogenes Ekzem, atopische Dermatitis): Stark juckende, schubartig verlaufende, chronische Hautentzündung mit erblicher Komponente. In Deutschland leiden schätzungsweise 10–20 % der Kinder und etwa 5 % der Erwachsenen an einer Neurodermitis. Die meisten erkranken bereits im Säuglingsalter zwischen dem 3. und 6. Lebensmonat. Bei etwa der Hälfte der Kinder gehen die Beschwerden ab dem 4. Lebensjahr langsam zurück, in der Pubertät tritt oft eine weitere Besserung ein. Im Erwachsenenalter sind in 70 % der Fälle die Beschwerden vollständig abgeklungen. Unabhängig davon neigen die Betroffenen lebenslang zu trockener Problemhaut und zu allergisch bedingten atopischen Erkrankungen wie Heuschnupfen, Allergien oder Asthma. Darüber hinaus ist das Risiko verdoppelt, im Lauf des Lebens eine berufsbedingte Hauterkrankung zu entwickeln.

Ursächlich spielen neben Umweltfaktoren wie Nahrung, Stress oder Wetter auch die Erbanlagen eine große Rolle. Drei der Neurodermitis-Gene sind schon identifiziert. Zwei der Gene sind daran beteiligt, die natürliche Schutzbarriere der Haut aufrechtzuerhalten. Das dritte Gen begünstigt atopische Erkrankungen.

Leitbeschwerden 

  • Starker Juckreiz 
  • Bei Säuglingen und Kleinkindern: Unscharf begrenzte, gerötete und nässende Stellen mit Bläschen, überwiegend im Bereich von Gesicht und behaartem Kopf (Milchschorf) sowie an den Streckseiten von Armen und Beinen. 
  • Bei älteren Kindern und Erwachsenen: Unscharf begrenzte, bräunlich-rote Herde mit Knötchen und Schuppen, bevorzugt an den Gelenkbeugen sowie an Gesicht und Hals, symmetrisch auftretend. 

Wann zum Arzt 

In den nächsten Tagen, wenn oben genannte Leitbeschwerden erstmals auftreten. 

Am nächsten Tag, wenn sich auf der entzündeten Haut gelbe Krusten bilden (Verdacht auf bakterielle Infektion). 

Sofort, wenn am ganzen Körper Bläschen und zusätzlich hohes Fieber auftreten (Verdacht auf virale Infektion). 

Die Erkrankung 

Die Neurodermitis ist eine Hautkrankheit, bei deren Entstehung viele Faktoren eine Rolle spielen. Neben Umwelteinflüssen sind die Erbanlagen von großer Bedeutung. Es gibt mehrere Gene, die zur Entstehung der Krankheit beitragen. Etwa zwei Drittel der Krankheitsanfälligkeit werden durch sie bestimmt. Eine besondere Rolle spielen Veränderungen auf dem Chromosom 11, einer Gen-Variante, die in Europa 36 % der Bevölkerung tragen. Das Risiko, an einer Neurodermitis zu erkranken, liegt bei etwa 40 %, wenn ein Elternteil betroffen ist, und bei ungefähr 70 %, wenn beide Elternteile an einer Neurodermitis leiden. Auch Kinder von Eltern mit Heuschnupfen oder allergischem Asthma haben ein erhöhtes Risiko. Der hohe Hygienestandard in den Industrieländern scheint darüber hinaus das „Training“ des Immunsystems in den ersten Lebensmonaten zu behindern. Dies kann im späteren Leben zu Fehlreaktionen des Immunsystems führen. 

Allergene wie Hausstaubmilben, Blütenpollen oder Tierhaare können einen akuten Neurodermitisschub auslösen, wenn eine Veranlagung für Allergien besteht. Weitere Faktoren, die eine Neurodermitis begünstigen, sind unter anderem Infektionen (z. B. Erkältungskrankheiten, Virusgrippe), Stress, Erschöpfung, Schlafmangel, Reizstoffe (z. B. Kosmetika, Schweiß, raue Kleidung, Waschmittelrückstände in der Kleidung), extreme Wärme oder Kälte, klimatische und jahreszeitliche Einflüsse (Frühjahr, Herbst) sowie saure und scharfe Nahrungsmittel. 

Auch außerhalb eines akuten Schubs zeigt die Haut von Neurodermitikern verschiedene Auffälligkeiten: Sie bildet vermindert Talg und leidet unter einem Mangel an bestimmten Fettstoffen. Die Bindung von Wasser ist reduziert, die Schweißabsonderung oft vermindert, gelegentlich auch verstärkt. Diese Veränderungen gehen mit einer Störung der Hautbarriere einher. Die Haut wird dadurch anfälliger für Infektionen, außerdem durchlässiger für Schadstoffe und Allergene. 

Die Neurodermitis ist keine Allergie, gehört aber wie einige besonders häufige Allergien zu den atopischen Erkrankungen

Die Neurodermitis äußert sich in jedem Lebensalter unterschiedlich. Säuglinge leiden v. a. unter Bläschen und nässenden Rötungen im Gesicht und am behaarten Kopf, die Krusten bilden. Da sie wie verbrannte Milch aussehen, werden sie oft als Milchschorf bezeichnet. Etwa ab dem 2. bis 3. Lebensjahr bis hinein ins Erwachsenenalter tritt die Neurodermitis bevorzugt an den Beugeseiten von Armen und Beinen (v. a. Ellenbeugen und Kniekehlen), aber auch an Gesicht und Hals auf. Da Neurodermitis erblich bedingt sein kann, ist es wichtig, gefährdete Kinder schon im Säuglingsalter vorbeugend zu behandeln. Eine etwaige Neurodermitis kann so hinausgezögert werden und die Auswirkungen lassen sich so eingrenzen.

Bei akuten Schüben werden diese Hautbereiche rot und schuppig. Im Laufe der Zeit bildet sich durch ständiges Aufkratzen dickere und gröbere „Elefantenhaut“ (Lichenifikation). Nässende Hautbereiche treten dagegen kaum noch auf. Altersunabhängig gehen die Hautentzündungen mit heftigem Juckreiz einher. Kratzen kann die Dauer eines akuten Schubes verlängern und auch einen erneuten Schub auslösen. Bei vielen Betroffenen führen der Juckreiz und die sichtbaren Hautveränderungen zu einer starken seelischen Belastung, die den Krankheitsverlauf weiter verschlimmern kann. 

Bei Neurodermitikern kommt es leichter zu bakteriellen Infektionen der Haut, insbesondere durch Staphylokokken. Hinweis dafür sind Bläschen, die eine klare gelbliche Flüssigkeit absondern, manchmal unangenehm riechen und gelbliche Krusten bilden (Impetigo contagiosa). Auch das Herpes-simplex-Virus kann sich ausbreiten und ein schweres herpetisches Ekzem (Eczema herpeticatum) mit hohem Fieber, Bläschen am ganzen Körper und beeinträchtigtem Allgemeinbefinden hervorrufen. Eine Behandlung im Krankenhaus ist dann erforderlich. 

Infektionen der neurodermitischen Haut durch Bakterien, Viren oder Pilze sind kein Zeichen mangelnder Hygiene. Im Gegenteil: Übertriebenes Baden, Duschen und Waschen trocknet die Haut zusätzlich aus und beeinträchtigt deren ohnehin schon eingeschränkte Widerstandsfähigkeit. 

Das macht der Arzt 

Diagnosesicherung. Zur gezielten Behandlung versucht der Arzt, den individuellen Schubauslöser herauszufinden, indem er den Patienten oder dessen Eltern ausführlich befragt oder ein [Neurodermitis-]Tagebuch führen lässt. Darin werden täglich der Hautzustand, das Auftreten von Juckreiz, erfolgte Behandlungsmaßnahmen, eventueller Stress, verzehrte Nahrungsmittel und andere Besonderheiten eingetragen. Zusätzlich führt der Arzt eine Allergiediagnostik durch. 

Zur Diagnosesicherung hilft dem Arzt auch der weiße Dermografismus: Während gesunde Haut bei einem Kratzer (z. B. mit einem Holzspatel) mit einem geröteten Strich reagiert, zeigt die Haut eines Neurodermitikers binnen 10 Sekunden einen weißen Strich. Zusätzlich finden sich bei Neurodermitiskranken oft weitere äußere Merkmale: ausgedünnte und verkürzte Augenbrauen, eine doppelte untere Lidfalte (Dennie-Morgan-Falte) sowie vergröberte Hautfalten. 

Therapie. Neurodermitis ist nicht heilbar, mit den heutigen Medikamenten lässt sie sich jedoch gut behandeln. Bei akuten Schüben helfen kortisonhaltige Salben (z. B. Hydrocortisonbutyrat in Alfason® Salbe, Prednicarbat in Dermatop® Salbe). Am Abend angewendet, wirken sie am besten. Zur Minimierung von Nebenwirkungen wird Kortison meistens nur kurzzeitig und im Wechsel mit einem wirkstofffreien Basispräparat (siehe unten) angewendet. Als Alternative sind neuerdings auch lokal wirksame Immunsuppressiva verfügbar, z. B. Tacrolimus (in Protopic® Salbe) und Pimecrolimus (in Elidel® 1% Creme). Ob diese Präparate jedoch besser sind als Kortison und welche Langzeitnebenwirkungen sie haben, bleibt abzuwarten. 

Bei leichten Schüben helfen kortisonfreie Entzündungshemmer wie Schieferölpräparate (z. B. Ichthosin® Creme) oder  Gerbstoffpräparate (z. B. Tannolact®), die gleichzeitig den Juckreiz stillen. Ist der Juckreiz stark ausgeprägt, kann zudem ein Antihistaminikum  helfen. 

Bei schweren Schüben verordnet der Arzt Kortison oder Immunsuppressiva (z. B. Ciclosporin) zum Einnehmen. 

Wenn sich Kratzstellen bakteriell infizieren, sind Antibiotika zum Auftragen auf die Haut oder zum Einnehmen angezeigt (z. B. Cefalexin). 

Neuesten Erkenntnissen zufolge könnten Neurodermitis-Patienten künftig von der Hyposensibilisierung profitieren – einer Immuntherapie, die Ärzte zur Behandlung von Allergien einsetzen. Dabei wird der Körper schrittweise an den allergieauslösenden Stoff gewöhnt. Weist der Hautarzt mit dem so genannten Atopie-Patch-Test ein Neurodermitis auslösendes Allergen sicher nach, können spezialisierte Allergologen Patienten immuntherapeutisch dagegen behandeln und so Beschwerden lindern. Beim Atopie-Patch-Test klebt der Arzt dem Patienten ein Pflaster mit einem verdächtigen Allergen – z. B. Hausstaubmilben, Tierhaare oder Pollen – auf die intakte Rückenhaut. Bei Neurodermitikern entsteht dort dosisabhängig ein Ekzem. Dies zeigt, welches Allergen der Patient unbedingt meiden muss. Als Auslöser eines Neurodermitits-Schubs können auch Allergene aus der Nahrung in Frage kommen wie Hühnerei, Nüsse, bestimmte Früchte oder Milchprodukte.

 Selbstbehandlung 

Hautpflege. Das A und O bei der Behandlung der Neurodermitis ist die sorgfältige Hautpflege (Basispflege), um die Schutzfunktion der Haut zu verbessern. So lässt sich das Auftreten akuter Schübe und der Bedarf an Medikamenten verringern. 

Empfehlenswert sind alle Maßnahmen, die den Fett- und Feuchtigkeitsgehalt der Haut erhöhen, wie z. B. Basiscremes mit Zusatz von Harnstoff oder rückfettenden Omega-Fettsäuren. Welche Cremes, Salben und Lotionen am besten helfen, ist individuell verschieden und lässt sich nur durch Austesten herausfinden. Wer die Pflegepräparate im Kühlschrank aufbewahrt, kann zusätzlich den juckreizlindernden Effekt von Kälte nutzen. 

Entscheidend ist die regelmäßige und dauerhafte Pflege auch außerhalb akuter Schübe – und besonders auch nach jedem Baden oder Duschen. Tagsüber raten Ärzte zu wasserreichen Pflegeprodukten (O/W-Emulsionen) da diese die Atmung der Haut nicht behindern. Nachts sind dagegen fettreiche Produkte von Vorteil (reichhaltige O/W-Emulsionen oder W/O-Emulsionen). Besonders trockene und strapazierte Hautstellen (z. B. Hände, Füße) profitieren auch tagsüber von einer fettreichen Creme oder Salbe. Ungeeignet zur Dauerpflege sind Öle, da sie bei längerer Anwendung die Haut austrocknen; auch reine Vaseline und Melkfett, das oft als Geheimtipp gehandelt wird, haben sich als ungünstig erwiesen. 

Für Duschen wie Baden gilt: eher kurz, selten und kühl. Generell ist Duschen dem Baden vorzuziehen, da es die Haut weniger austrocknet. Baden in Hallen- und Freibädern ist besonders ungünstig, weil die Haut durch die Desinfektionsmittel im Wasser stark strapaziert wird; viele Betroffene verzichten deshalb generell darauf. 

Beim Duschen empfiehlt es sich, auf rückfettende, ölhaltige Produkte zurückzugreifen (z. B. Eucerin® DuschölBalmandol® ÖlbadEucerin® Handwaschöl). Zwischen dem Abtrocknen und anschließenden Eincremen sollten nicht mehr als drei Minuten liegen – die Haut ist in dieser Zeitspanne besonders aufnahmefähig für Fett und Wirkstoffe. 

Beim Baden gibt es ölhaltige Badezusätze, bei denen sich das Öl entweder im Wasser verteilt oder auf der Oberfläche schwimmt – letztere enthalten weniger Emulgatoren und sind deshalb besser verträglich. Bei empfindlicher Kinderhaut ist ein Vollbad in der Woche völlig ausreichend.

Allergenkarenz. Bekannte Allergene wie Pollen, Hausstaub oder Tierhaare zu meiden gehört zu den wichtigsten Maßnahmen der Selbsthilfe. Empfehlungen dazu finden Sie bei Allergien

Ernährung. Bei 60 % der betroffenen Kinder und 10 % der Erwachsenen sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten nachweisbar. In diesem Fall ist es ratsam, den Speiseplan maßvoll umzustellen. Eine mediterrane Vollwerternährung ist sinnvoll, entbindet aber nicht von der Notwendigkeit, auf Problemlebensmittel besonders zu achten: Für viele Betroffene sind das neben Nüssen auch das so wertvolle Obst. Denn Fruchtsäuren, reichlich beispielsweise enthalten in Citrusfrüchten oder sauren Äpfeln, kann die Symptomatik verschlechtern. Hier ist ein Verzicht oft ratsam. 

Auch scharfe Gewürze verstärken oft die Beschwerden, da sie die Hautdurchblutung steigern. 

Mittels Heilfasten lässt sich manchmal eine Verbesserung der Neurodermitis erzielen. Diese „Heilwirkung“ ist aber nur vorübergehend, weshalb Heilfasten nur sinnvoll ist, wenn gleichzeitig andere Therapiestrategien zur Anwendung kommen, wie z. B. neue Pflegeprodukte. 

Es gibt keine allgemeingültige Diät zur Behandlung von Neurodermitis.

Entspannung. Da die psychische Verfassung eine wichtige Rolle bei der Neurodermitisbewältigung spielt, sollten chronische Stresssituationen gemieden oder gezielt bewältigt werden. Sinnvoll ist das Erlernen einer Entspannungsmethode wie Autogenes Training, die auch dabei helfen kann, den Teufelskreis von Jucken-Kratzen-Entzündung zu unterbrechen. 

Kleidung. Textilien aus tierischen Fasern (Wolle, Pelze) verstärken oft die Beschwerden. Empfehlenswert ist weiche, locker sitzende Kleidung aus naturbelassener Baumwolle oder Leinen. Bei häufig auftretenden Staphylokokken-Infektionen reduzieren silberbeschichtete Spezialstoffe (Padycare®) das Risiko neuer bakterieller Hautinfektionen. 

Juckreiz. Ein Aufkratzen der erkrankten Haut zu vermeiden ist ebenso wichtig wie schwierig. V. a. nachts neigen viele Neurodermitiker zu heftigen Kratzattacken im Halbschlaf, die sich kaum kontrollieren lassen. Hier hilft es, die Fingernägel kurz zu halten. Tagsüber gelingt es bei mäßigem Juckreiz oft, die betroffenen Hautstellen durch leichtes Drücken, Massieren oder Kneifen zu beruhigen. Starker Juckreiz lässt sich manchmal durch Auflegen eines kalten Waschlappens lindern. 

 Vorsorge 

Vielerorts gibt es Neurodermitis-Schulungen und -kuren, die in Modellprojekten erfolgreich erprobt wurden. In diesen Schulungen lernen die Betroffenen bzw. deren Eltern, besser mit der Krankheit umzugehen, die Haut selbst zu pflegen und zu behandeln und so insgesamt eine höhere Lebensqualität zu erreichen. 

Auf Antrag übernehmen viele Krankenkassen die Kosten für Neurodermitis-Schulungen oder -kuren. 

Wenn Eltern unter atopischen Erkrankungen oder Allergien leiden, helfen einige Vorsorgemaßnahmen, das Neurodermitisrisiko bei den Kindern zu senken, so z. B. ein längeres, in den ersten sechs Monaten möglichst ausschließliches Stillen. Auch ein Rauchverzicht in der Schwangerschaft und im Säuglingsalter hat einen positiven Einfluss. 

Komplementärmedizin 

In der Naturheilkunde wird Neurodermitis weniger als Hauterkrankung, sondern vielmehr als Hinweis auf einen gestörten Stoffwechsel oder ein überlastetes Immunsystem gesehen. Eine Vielzahl naturheilkundlicher Verfahren wird angeboten, von der Eigenbluttherapie über die Darmsanierung bis hin zu Bioresonanzverfahren, wobei nur für einige dieser Therapien wissenschaftlich fundierte Wirknachweise existieren. 

Klimatherapie. Erwiesen ist der positive Effekt von Klimawechsel und Aufenthalten an Orten mit allergenarmem Reizklima, z. B. auf den Nordsee-Inseln, in höheren Berglagen oder am Toten Meer. Die Frühjahrs- und Herbstmonate sind dafür besonders geeignet. 

LichttherapieBlaulicht lindert den Juckreiz bei akuten Ekzemen, insbesondere Kinder schlafen dadurch besser ein. Schwere Verlaufsformen lassen sich oft mit langwelligem UVA1-Licht ohne Wärmestrahlung erfolgreich therapieren. 

Balneophototherapie. Bei chronischer Neurodermitis empfiehlt sich auch die Balneophototherapie, die die Bedingungen des Toten Meers simuliert. Dabei badet der Patient in einer Lösung mit hohem Sole und Mineralstoffgehalt <a name="28h47">(Starksole), während er gleichzeitig mit UV-Licht bestrahlt wird. Leider ist die Balneophototherapie derzeit nur bei der Schuppenflechte, aber noch nicht bei der Neurodermitis Kassenleistung (Stand Ende 2008).

Hydrotherapie. Entzündungshemmend wirken Umschläge mit kaltem abgekochten Wasser, die alle fünf Minuten erneuert werden, auch Umschläge mit Kamillen- oder Malventee sowie Quarkwickel (solange die Haut nicht offen und blutig ist) zur Kühlung und Rückfettung der Haut haben sich bewährt. Lauwarme Bäder, z. B. mit Zusätzen von Milch (außer bei Milchallergie!) und 1 EL Olivenöl, abgekochter EichenrindeKamillentee oder Weizenkleie sind bei akuten Neurodermitisschüben empfehlenswert. Chronische Ekzeme reagieren dagegen besser auf Ölbäder; sie wirken am besten, wenn das Öl erst nach fünf Minuten Badezeit dem Wasser zugesetzt wird. Für trockene und verdickte Haut eignen sich auch Sole-Bäder mit einem Salzgehalt von 1,5–6 %. Die Badedauer sollte 5–10 Minuten nicht übersteigen. Nach dem Bad empfiehlt sich eine einstündige Bettruhe, anschließend wird die Haut mit klarem Wasser abgeduscht und eingecremt. 

Wechselbäder (Kneippsche Güsse). Ergänzend sind Kneippsche Verfahren wie die morgendliche kalte Dusche oder Wechselbäder sinnvoll, da sie das Immunsystem stärken und darüber hinaus körpereigenes Kortison mobilisieren. 

Pflanzenheilkunde. Hier wird zwischen nässenden Ekzemen und trockenen Hautausschlägen unterschieden. Bei Ersteren helfen Kompressen aus Teeaufgüssen, z. B. nicht aromatisiertem schwarzen Tee (1 EL pro 0,5 l Wasser, 10–15 Minuten ziehen lassen), aus EichenrindeKamille oder Stiefmütterchenkraut. Auch pflanzliche Extrakte wie KamilleJohanniskrautöl oder Hamamelis in Pasten oder Lotionen (Deskin® Lotio) bringen oft Linderung. Trockene Haut behandelt man besser mit Salben aus Nachtkerzensamenöl (z. B. Laceran® Omega Fettsalbe) oder Kamillenextrakt (z. B. Robugen® Kamillensalbe). Die Pflanze Galphimia glauca erwies sich als wirksam gegen allergische Erkrankungen, sie wird von einigen Stämmen im Regenwald Brasiliens gegen Allergien eingesetzt. 

Homöopathie. Verwendet werden sehr stark verdünnte Wirkstoffe. Bei nässender, juckender Haut empfiehlt die Homöopathie Daphne mezereum oder – v. a. im Kopfbereich – Nerium oleander, sofern sich Neurodermitiker wund kratzen auch Kreosotum. Für trockene, rissige Haut wird AluminaPetroleum oder Lycopodium, bei krustigen Ekzemen auch Graphites empfohlen. 

Akupunktur. Die Nadelung von Akupunkturpunkten beeinflusst weniger den Juckreiz als vielmehr den vegetativen Allgemeinzustand. 

Psychotherapie. Die ganzheitliche Wahrnehmung des Patienten kann bei allergischen Erkrankungen wie der Neurodermitis sehr hilfreich sein. Als gezielte Behandlung bieten sich verhaltenstherapeutische Maßnahmen an, um das Kratzen zu reduzieren und Alternativverhalten zu erlernen. Auch Hypnose zeigt beachtliche Erfolge, wenn es um die Bewältigung des Juckreizes geht.