MCS-Syndrom

MCS-Syndrom (Multiple chemical sensitivity, Multiple Chemikalienunverträglichkeit, multiple Chemikalienüberempfindlichkeit, idiopathische Umwelt-Unverträglichkeit): Nur unzureichend definiertes, ursächlich unklares Bild mit vielfältigen Beschwerden, die von den Betroffenen auf schädigende Substanzen in der Umwelt zurückgeführt werden. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer.

Leitbeschwerden

  • Müdigkeit, Erschöpfung, Schwäche
  • Schlaf-, Konzentrationsstörungen
  • Kopf-, Gliederschmerzen
  • Kreislaufbeschwerden, z. B. Schwindel
  • Übelkeit
  • Hohe Geruchsempfindlichkeit

Die Erkrankung

Die Betroffenen leiden über längere Zeit unter vielfältigen, überwiegend uncharakteristischen Beschwerden, die sie (und/oder ihre Ärzte) auf allgegenwärtige Umweltchemikalien, Amalgamfüllungen, seltener auch Nahrungsmittel, Candidabesiedelung des Darms oder elektromagnetische Felder zurückführen. Rund ein Fünftel der Betroffenen gibt mehr als zehn beschwerdeauslösende Stoffe an. Der Leidensdruck ist hoch und führt nicht selten zur dauernden Arbeitsunfähigkeit.

Gesicherte Erkenntnisse über die Ursachen des MCS-Syndroms gibt es trotz mehrerer Studien und zunehmenden öffentlichen Interesses wenig. Die Theorien zur Krankheitsentstehung ranken sich um zwei Grundhypothesen, die sich kontrovers gegenüberstehen:

  • Die eine Hypothese sieht das Beschwerdebild als (organisch bedingte) Überempfindlichkeit gegenüber den verschiedensten Substanzen in der Umwelt an.
  • Die andere Hypothese sieht die Erkrankung als psychisch verursacht.

Erhöhte Schadstoffspiegel konnten im Blut der Betroffenen ebenso wenig gesichert werden wie typische Symptomkombinationen oder Zusammenhänge zwischen Beschwerden und angeschuldigter Chemikalie. Auch Störungen des Geruchssystems sind nicht belegt. Die Betroffenen geben vermehrt frühere Erkrankungen an und zeigen häufiger psychische Auffälligkeiten als Gesunde. Da die psychischen Auffälligkeiten bei der Mehrzahl der Patienten dem MCS vorausgehen, ist eher unwahrscheinlich, dass sie eine Folge der Erkrankung sind. Wahrscheinlich überlappt sich das MCS mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom, außerdem zeigt es Ähnlichkeiten zu den somatoformen Störungen.

Das macht der Arzt

Diagnostisch steht der Ausschluss anderer Erkrankungen an erster Stelle, etwa von Allergien oder Nasennebenhöhlenentzündungen. Welche Untersuchungen sinnvoll sind, hängt von den Beschwerden des Betroffenen ab.

Sind keine behandelbaren anderen Erkrankungen feststellbar, so scheint eine Verhaltenstherapie derzeit am sinnvollsten. Sie wird von den Betroffenen nicht selten abgelehnt, da sie sich nicht ernst genommen fühlen. Dabei wird übersehen, dass ein besserer Umgang mit der Erkrankung unabhängig von deren Ursache entscheidend helfen kann und die Alternativvorschläge zudem oft sehr aufwändig und risikobehaftet sind sowie die Lebensqualität des Betroffenen erheblich einschränken (ohne dabei nachweisbar höheren Erfolg zu bieten).