Bindehautentzündung

Bindehautentzündung (Konjunktivitis): Akute oder chronische Entzündung der Bindehaut. Unterschieden werden infektiöse Bindehautentzündungen durch Bakterien, Viren oder Pilze von nicht-infektiösen Bindehautentzündungen durch Fremdkörper, Kontaktlinsen, Tabakrauch, Staub oder Allergien. Die Bindehautentzündung gehört zu den häufigsten Augenerkrankungen.

Leitbeschwerden

  • Rotes Auge
  • Brennen und Druckgefühl um das Auge
  • Fremdkörpergefühl, Gefühl von „Sand im Auge", häufiges Blinzeln
  • Teilweise unerträgliches Jucken
  • Je nach Ursache eitrige, schleimige oder klare Absonderungen, morgens verklebte Lider
  • Augentränen, Dauerschnupfen
  • Geschwollene Lider oft krampfartig geschlossen
  • Lichtscheu

Wann zum Arzt

Am nächsten Tag oder heute noch, wenn die genannten Leitbeschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Die Bindehaut ist eine dünne durchsichtige Schleimhautschicht, die auch die Lidinnenseite auskleidet. In der lidseitigen Bindehaut finden sich zahlreiche Ansammlungen von weißen Blutkörperchen, die verhindern sollen, dass Erreger in das Auge eindringen. Bei Entzündungen schwellen sie häufiger zu kleinen Bläschen (Follikeln) an.

Bakterielle Bindehautentzündungen werden meist von Staphylokokken, Pneumokokken, Haemophilus influenzae oder Pseudomonas aeruginosa verursacht. Es bildet sich ein eitriges Sekret, das die Lider – vor allem nachts – verklebt. Bei der Schwimmbadkonjunktivitis ist der Erreger das Bakterium Chlamydia trachomatis, das meist durch Badewasser oder feuchte Wäsche infizierter Patienten übertragen wird – aber nur selten in Schwimmbädern. Es kommt zur Schwellung der Lymphfollikel und der Bildung von schleimig-eitrigem Sekret.

Die häufigste virale Bindehautentzündung ist in unseren Breiten die Keratoconjunctivitis epidemica. Sie wird von Adenoviren verursacht und ist sehr ansteckend. Die Patienten klagen über massive Beschwerden, tränende juckende Augen, geschwollene Lider und eine geschwollene Bindehaut.

Die akute oder chronische allergische Bindehautentzündung ist eine entzündliche Reaktion auf die unterschiedlichsten Stoffe: Sehr häufig sind dies Pollen, Staub, Kosmetika und Salben. Besonders lästig für die Patienten ist das oft extrem starke Jucken und Tränen der Augen.

Die nicht-infektiöse, nicht-allergische Bindhautentzündung (Conjunctivitis simplex) kommt meist durch chemisch-physikalische Reize zustande, z. B. durch Staubpartikel oder Chlor im Schwimmbadwasser. Sie kann aber auch die Folge eines Ektropiums oder eines nicht korrigierten Sehfehlers sein.

Die häufigste infektiöse Bindehautentzündung wärmerer Regionen ist das Trachom. Es wird durch bestimmte Bakterien (Chlamydia trachomatis Typ A–C) verursacht. Die auch als ägyptische Körnerkrankheit bezeichnete Erkrankung ist mit 500 Millionen betroffenen und 6 Millionen erblindeten Menschen weltweit die häufigste Augenkrankheit. Die Bakterien werden bei schlechten hygienischen Verhältnissen über Schmierinfektionen und Fliegen übertragen. Ein Trachom führt zu Vernarbungen und unbehandelt zur Erblindung.

Das macht der Arzt

Kombination und Ausprägung der Befunde geben meist Aufschluss über die Ursache einer Bindehautentzündung. Der Arzt beurteilt mit der Spaltlampe die Gefäße, die Art der Sekretion und die Bindehautschwellung. Die Bindehaut des Augapfels ist im Lidspalt direkt sichtbar, bei einer Bindehautentzündung zeigen sich dort typischerweise prall gefüllte Gefäße in ziegelroter Farbe (Injektion). Erregernachweis und Resistenzbestimmung bei einer infektiösen Bindehautentzündung erfolgen über einen Bindehautabstrich. Die Therapie richtet sich nach den Ursachen.

Der Verlauf der Keratoconjunctivitis epidemica lässt sich nicht beeinflussen, sie heilt nach 2 Wochen oft selbst aus, d. h. eine spezielle Therapie gibt es nicht. Künstliche Tränen lindern die Beschwerden. Selten treten chronische Reizzustände der Hornhaut auf, die auch zu Sehstörungen führen, besonders zu erhöhtem Blendempfinden. Diese müssen vom Augenarzt behandelt werden (langfristig kortisonhaltige Tropfen; Homöopathie parallel möglich).

Therapeutisch kommen bei der allergischen Bindehautentzündung gefäßverengende und antiallergische Augentropfen (Antihistaminika) zur Anwendung (z. B. Zaditen® ophta AT). In schweren Fällen sind zudem kortisonhaltige Tropfen nötig. Gefäßverengende Augentropfen dürfen keinesfalls länger als 1–2 Wochen in Selbstmedikation verwendet werden, da sie sonst durch weitere Austrocknung das Auge schädigen können. Sollten die Beschwerden in dieser Zeit nicht abgeklungen sein, ist der Augenarzt aufzusuchen.

Selbsthilfe

  • Hygiene: Tränen und Augensekrete sind sehr ansteckend! Waschen Sie daher immer die Hände nach Berührung von Augen- und Nasensekret. Wachschlappen und Handtücher dürfen nur von Ihnen selbst benutzt und müssen im Kochgang gewaschen werden.
  • Kühlende Augenauflagen, z. B. in kaltem Wasser getränkte Wattebäusche, wirken schmerz- und juckreizlindernd.
  • Schützen Sie Ihre Augen vor Sonneneinstrahlung und Wind, z. B. mit dunklen Brillengläsern und Brillen, die seitlich an den Schläfen abschließen.
  • Als Allergiker sollten Sie die auslösenden Substanzen so weit wie möglich meiden.

Komplementärmedizin

Die Akupunktur ist laut Feststellung der WHO bei der Bindehautentzündung eine wirksame Therapiemethode.

Vorsorge

  • Wenn Sie zu Bindehautreizungen neigen: Meiden Sie Zugluft, verrauchte Räume und starkes Staubaufkommen.
  • Achten Sie darauf, dass Seife, Shampoo oder Badezusätze nicht in die Augen gelangen. Gleiches gilt für Chlorwasser: Tragen Sie beim Schwimmen eine Schutzbrille.